– Erfolgreicher Saisonstart für den Lenzener Carnevals-Club „Blau-Weiß“ –
(Der “Prignitzer” vom 27.01.2020, Lokales)
von René Hill
LENZEN Gegen 0.10 Uhr kommt Torsten Wagner, der Präsident des Lenzener Carnevals-Clubs „Blau-Weiß“ (LCC) von der Bühne. Über viereinhalb Stunden Programm liegen hinter ihm und seinen Mitstreitern. Und er ist „super zufrieden“, sagt er. „Für den ersten Büttenabend war es eine tolle Leistung. Alles hat funktioniert, kam rüber. Ich bin stolz auf das gesamte Team.“
Nach den Sommerferien begannen die Vorbereitungen auf die 72. Saison der Lenzener Karnevalisten. Diese steht in diesem Jahr unter dem Motto „LCC auf Deutschlandtournee“.
Dass seit der letzten Kommunalwahl die Narren die Macht in Lenzen übernommen haben, machen sie gleich am Anfang deutlich. Denn Bürgermeister Thomas Wange ist Mitglied im Elferrat, spielt sich im ersten Sketch gleich einmal selbst bei der Bürgersprechstunde. Bevor er anfängt, nimmt er unter dem Gelächter des Publikums den Steinkopf (Bisheriger Bürgermeister – Anmerkung der Redaktion) vom Schreibtisch. Und der Elferrat kommt dann mit den Lenzener Problemen. Diese reichen vom schlechten Stand der Fußballer, dem Leerstand und doch dort ein Bordell einzurichten bis zur Sandbank in der Elbe, auf der man doch Bioreis anbauen und Wasserschweine züchten könne. Wange nimmt alles auf, um es dann mit der Bemerkung „Ich bin ein Abwiegeler, geb’ es weiter an Direktor Ziegeler“ in die Ablage zu legen.
Dann nimmt der Elferrat auf dem Brandenburger Tor Platz, das die Bühnendekoration stellt, in der Quadriga das diesjährige Prinzenpaar Prinz Martin und Prinzessin Leonie. Der Prinz im kaiserlichen Outfit mit Pickelhaube und Preußenscherpe, sie im blauen Ballkleid. Von Beginn an ist die Stimmung sehr gut, das Publikum begeistert. Es klatscht, johlt, schunkelt und singt mit. Dass dies so ist, dafür hat kurz vor dem Programmbeginn die „Papermoon-Showband“ gesorgt.
Zwischen den einzelnen Bütten und Sketchen treten die Tanzgruppen des LCC auf. Erstmals im Abendprogramm dabei sind die LCC-Fünkchen, die die erste Zugabe geben müssen. Das Publikum fordert jede Tanzformation letztlich dazu auf, treffen ihre Darbietungen doch den Geschmack der Lenzener und ihrer Gäste. Gefeiert wie in jedem Jahr wird auch in der 72. Saison Lenzens Brezelfrau, der Daniela Wagner Leben einhaucht. So stellt sie mit Erstaunen fest, dass die einstigen Genossen an der Elbe den 30. Jahrestag des Mauerfalls begossen. „Früher hätten sie uns an gleicher Stelle erschossen“, verweist sie auf das einstige Grenzgebiet. Allerdings befürchte sie, dass der in Lenzen nicht beliebte BUND hier wieder ein Grenzgebiet einrichtet, denn „die Grünen träumen von einer geschlossenen Biosphäre, wo sie vom alten Grenzturm dann Tag und Nach die Elbe bewachen“.
Die große Politik beleuchten der Deutsche Michel und die Französin Florence, der Vertreter der DPDABMW – Die Partei, die alles besser machen will – und die kleinen Dinge des Alltags das Ost-West-Paar Lotte und Willi sowie der Finanzbeamte Günni vom Finanzamt Lenzen-Süd. Und das Publikum will immer mehr, merkt nicht, wie die Uhr schon auf Mitternacht vorgerückt ist.
„Es ist wie jedes Jahr sehr gut gewesen“, sagt Heidrun Schenk aus Lenzen. „Gelungen waren die vielen neuen Ideen.“ Dabei hätten ihr die Parteienwerbung und das Ost-West-Paar besonders gefallen. Auch Heike Sell aus Garlin ist begeistert. „Das Programm war wie immer super. Es wurde nie langweilig“, sagt sie, bevor sie wieder ins Schützenhaus geht, um noch etwas zu tanzen.
Unter göttlichem Beistand steht seit dieser Saison die Sängerschar des LCC, denn in ihren Reihen wirkt nun Pfarrer Gérôme Kostropetsch mit. Und dass die LCC-Sänger nicht nur singen können, beweisen sie kurz vor dem großen Finale mit ihrer amüsanten Heimatkunde bei der Reise quer durch Deutschland. Kein Auge bleibt trocken, als sich ein „Saupreiß“ bei einer Biergartenbestellung versucht.
Um fünf Minuten nach Mitternacht ist Schluss, schließt sich der Vorhang und die Lenzener Karnevalsfreunde tanzen in den Sonntagmorgen.