An den Strand von Jamaika verschlägt es die Lenzener Jecken in dieser Saison
Lenzen In bestechender Form präsentierte sich der Lenzener Carnevals-Club (LCC) „Blau-Weiß“ am Sonnabend auch auf dem ersten Büttenabend im ausverkauften Schützenhaus Lenzen. Dem ausgelassen feiernden Publikum schenkten die Lenzener Jecken mit ihrem gut vierstündigen Programm einen denkwürdigen Abend.
Den Vergleich mit den Sessions in Karnevalshochburgen wie Mainz, Düsseldorf oder Köln brauchen die Karnevalisten aus dem kleinen Lenzen schon lange nicht mehr zu scheuen. „Lenzen adé – Karibik olé“ lautet das Motto der mittlerweile 71. Saison beim ältesten Karnevalsverein der Prignitz. Das stilechte Ambiente – die Bühnenbauer hatten sich mit ihrer detailverliebten Strandkulisse gleich das erste Denkmal des Abends gesetzt – bot den perfekten Rahmen für Tanzgruppen, Gesangseinlagen und natürlich die Büttenredner, denen das vergangene Jahr allerhand Possen zum humorvollen Ausschlachten geboten hatte.
In die Karibik, genauer an den Stand von Jamaika, verschlug es die Lenzener Jecken in dieser Saison. Nachdem die „Gestrandeten“ vom herrlich spöttelnden Elferrat zu Beginn ihre sanges- und schauspielerischen Talente eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatten und man ihnen das Leeren eines Fasses Rum in Anspielung auf Kanzlerin Merkels berühmten Satz „Wir schaffen das“ gerne abnahm, lüftete der LCC endlich auch seine größten Geheimnisse. Dem vielstimmigen „Aaaah“ und „Oooooh“ nach der Präsentation des Bühnenbildes folgte die der Einmarsch der Majestäten. Den LCC steuern diesmal Prinz Michael Hävelmann und ihre Lieblichkeit, Prinzessin Steffi, durch die fünfte Jahreszeit. Dem 39-jährigen Metallbaumeister und der DRK-Pflegedienstleiterin – beide sind beruflich im mecklenburgischen Dömitz tätig – machte der erste Büttenabend „unheimlich viel Spaß“, wie sie später zugaben. „Es war schon aufregend“, gestand das Ehepaar, das bereits seit September von ihrem künftigen Engagement auf der Karnevalsbühne wusste, sich aber in Stillschweigen hüllen musste. „Vor allem für meine Frau war das nicht einfach“, erzählt Prinz Michael augenzwinkernd. Beide haben auch eine karnevalistische Vorgeschichte. Steffi war einst beim Laaslicher Karneval als Tänzerin auf der Bühne. Und Gatte Michael wurde das karnevalistische Gen quasi in die Wiege gelegt. Vater Holger Reichart war 1986 selbst Prinz und führte den Verein später einige Jahre auch als Präsident.
Ihre „Untertanen“ schwangen sich derweil zwischen Palmen und strohgedeckter Strandhütte mit bissigen Büttenreden, fantasievoll-choreografierten Tänzen sowie beliebten Stimmungsliedern zu Höchstleistungen auf und bedienten sämtliche Klischees des Inselstaates, wie beispielsweise der rastazöpfige Büttenredner Ingolf Drescher mit einer überdimensionalen „Tüte“. Vor allem den Rednern in der Bütt hatte das vergangene Jahr allerhand Possen zum humorvollen Ausschlachten geboten. Auch für „Brezeltante“ alias Daniela Wagner. Das Lenzener Original wusste mit bissigen Kommentaren von allerlei Ungereimtheiten in und um das Löcknitzstädtchen zu berichten. „Denn für Unterhaltung sorgt wieder einmal die Stadtverwaltung“, nahm sie die Mitarbeiter des Amtes samt Verwaltungschef aufs Korn und beförderte mit gekonntem Schwung eine Handvoll Laugengebäck in die johlende Masse. Spitze Anspielungen, gefolgt von Konfetti aus der Kanone, feuerten die Karnevalisten an ihrem ersten Büttenabend reichlich ins begeisterte Publikum. Definitiv einer der Höhepunkte des Abends war neben den Tänzen auch die Parodie der Karnevalssänger des LCC.
LCC-Präsident Torsten Wagner war demzufolge mächtig stolz auf die über 130 Mitglieder des Vereins. „Unsere Änderungen kamen, glaube ich, gut beim Publikum an. Es war ein herrlicher Abend.“
Torsten Gottschalk in „Der Prignitzer“ vom 4. Februar 2019.